Brennender Zorn: Kriminalroman (German Edition) by Claudia Frenzel

Autor:Claudia Frenzel [Frenzel, Claudia]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783423424240
Herausgeber: Deutscher Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2015-01-22T23:00:00+00:00

Katja Janisch hatte ihm den Autoschlüssel gar nicht erst zurückgegeben und stieg wie selbstverständlich auf der Fahrerseite ein, während Kaltwasser mit Moritz Lauterer im Fond Platz nahm. Ihm gefiel Janischs Eigenmächtigkeit nicht, er verstand nicht, wohin das führen sollte, aber vor dem Jungen wollte er sie nicht zur Rede stellen. Beim Einsteigen nahm er den Wachmann Luckow wahr, der in einiger Entfernung auf dem Gehweg stand und ihnen hinterhersah, aufmerksam über die Sicherheit seiner Straße wachend. Wie oft hatte Kaltwasser Situationen wie diese schon erlebt, wenn sich bei den Umstehenden Entsetzen, Genugtuung oder Ratlosigkeit breitmachte angesichts der Tatsache, dass ein Mensch vor ihren Augen abgeführt wurde. Welche der Empfindungen bei Luckow überwog, war aus der Distanz nicht zu erkennen.

Sie passierten schweigend das Verteidigungsministerium, dann ging es ein Stück am Kanal entlang und vorbei an der Neuen Nationalgalerie.

»Um das klarzustellen, Herr Lauterer, Sie sind nicht festgenommen.« Kaltwasser war immer noch verärgert, dass Janisch vorhin versucht hatte, diesen Eindruck zu erwecken.

»Was bedeutet das?«

»Dass Sie jederzeit gehen können.«

»Aber ich bin verdächtig.«

»Wir klären das auf dem Kommissariat.« Dann würde er hoffentlich auch erfahren, was Janisch plötzlich gegen den jungen Lauterer in der Hand zu haben glaubte. Während er darüber nachdachte, kam ihm ein Gedanke.

»Wir sollten wenigstens noch zur Tankstelle fahren«, sagte er, wohl wissend, dass er erst am Freitag voll getankt hatte und seitdem kaum gefahren war.

Janisch blickte auf die Tankanzeige und antwortete nach kurzem Zögern: »Gute Idee, das machen wir.« Sie hatte verstanden, wendete seelenruhig mitten auf der Kreuzung und steuerte die Tankstelle am Schöneberger Ufer an.

Während Janisch ausstieg und im Verkaufsraum verschwand, blieb Kaltwasser neben dem Jungen sitzen.

»Wissen Sie, was ich nicht verstehe?«, fragte der Kommissar. »Warum hat Ihr Onkel sich eigentlich nie um sein Erbe gekümmert?«

»Weiß auch nicht. Ich hatte den Eindruck, dass er das Haus irgendwie nicht mochte.«

»Warum hat er es dann nicht einfach verkauft?«

Moritz zuckte mit den Achseln »Das Ganze hat ihn einfach überfordert, der Papierkram, die Anwälte und so. Der Jürgen schaffte es ja nicht einmal, eine Glühbirne in seiner Wohnung auszutauschen oder die Termine beim Sozialamt einzuhalten.«

Kaltwasser wollte noch etwas fragen, aber in dem Moment kehrte Janisch zurück und öffnete die Tür im Fond. »Herr Lauterer, begleiten Sie mich bitte für eine Gegenüberstellung.«

Der Tankwart hatte die Hände in die Träger seiner Latzhose eingehängt und musterte Moritz Lauterer eingehend, als sie den Verkaufsraum betraten. Er nickte. »Na klar ist er das, aber eindeutig.« Und an Janisch gewandt erklärte er: »Wissen Sie, Jungs in dem Alter kaufen um diese Zeit entweder Wodka, Korn oder Sekt. Wodka, wenn sie mit Freunden feiern, Korn, wenn sie sich allein besaufen wollen, und Sekt, wenn eine Frau im Spiel ist. Cognac kauft von dieser Generation keiner.«

»Das ist jetzt zwei Wochen her«, gab Kaltwasser zu bedenken, auch wenn ihm die lebensnahe Erklärung des Mannes durchaus plausibel erschien. Aber der Tankwart war sich sicher: Moritz Lauterer hatte am späten Abend des 15. März zwei Flaschen Weinbrand an seiner Tanke gekauft und bar bezahlt. »Er hat sogar noch gefragt, ob ich nicht noch etwas Besseres habe. Na, der war gut.

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